THÜRINGEN

In den folgenden fünf Jahren etablierte sich in Thüringen der Wettspielbetrieb. Mit der Gründung der Thüringer Gauliga – nicht zu verwechseln mit der späteren höchsten Klasse ab 1933 – gab es erstmals zwei Spielklassen, die I., in der mal wieder der SC Erfurt die Meisterschaft holte und eine II. Klasse, die in West- und Ostgau unterteilt war. Die Vereine in Nord- und Ostthüringen gehörten dem VMBV an, die West- und Südthüringer anderen Verbänden. Normalerweise waren Spiele zu Vereinen anderer Verbände verboten, in Thüringen machte der VMBV eine Ausnahme, nun konnten alle Thüringer Vereine untereinander Vergleiche austragen. 1907/08 spielte der Thüringer Meister – SC Erfurt – erstmals mit den anderen Gaumeistern aus Sachsen, Anhalt und der Provinz Sachsen um die mitteldeutsche Meisterschaft, unterlag aber der Magdeburger Victoria 1896. Ein Jahr später gewannen die Erfurter die mitteldeutsche Meisterschaft und nahmen an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil. Der SC schaffte es bis ins Halbfinale und unterlag dort Phönix Karlsruhe 1:9. Der Sprung unter die besten Vier ist der größte Erfolg eines Thüringer Vereins vor 1945.

GERA

Gera tauchte zu dieser Zeit weder in der ersten noch in der zweiten Klasse auf. Zwar gab es einen Ostgau in der II. Klasse, doch von Mühlhausen, Gotha, Ilmenau und Waltershausen war Gera schon angesichts der damaligen Verkehrsverhältnisse weit weg. Die Kleinstaaterei Thüringens tat ein Übriges, um die Schranken hochzuhalten. Gera gehörte zum Fürstentum Reuß jüngere Linie, zusammen mit dem Reuß ältere Linie eine der kleinsten Herrschaften in Deutschland, dennoch eigenständig und sogar mit Sitz im Bundesrat.
Auch unterhalb des Spielbetriebs blühte aber der Geraer Fußball auf. Zum einen traten einige Vereine dem Platzhirsch Ballspielclub Gera bei, sodass der wuchs und sich bald Sport-Club Gera nannte. Zum SC kam gelegentlich das 04 als Gründungsjahr dazu. Es existiert eine Vereinsnadel mit dem Zusatz Sport-Club Gera Blau-Schwarz, das waren wahrscheinlich die Vereinsfarben. Des weiteren gaben die Turner ihren Widerstand auf, die Allgemeine Turngemeinde Gera ATG gründete 1907 eine Fußballabteilung, sodass die Fußballer nicht mehr in andere Vereine gezwungen wurden.

Nicht zuletzt wurden am Ende der Dekade zwei der bekanntesten und erfolgreichsten Geraer Vereine ins Leben gerufen: der im damals noch eigenständigen Zwötzen beheimatete SC Wacker Zwötzen und der FC Concordia. Er verdient besondere Beachtung, denn die Concordia ist eine der Quellen unserer heutigen BSG. Die Concordia wurde am 24. April 1910 von Kindern gegründet, Karl Muckisch, Alfred Koch, Richard Mühlig, Paul Hofmann und Ernst Bock hießen ihre Gründer“väter“. Ihren Verein stellten die Schulbuben unter den Namen und das Motto „Eintracht“, lat. Concordia. Rasch kamen weitere Kinder dazu, die in der verlängerten Tschirchstraße dem mit Lumpen gefüllten Lederball nachjagten. Bald hatten die Jungs auch einen richtigen Ball aus Berlin, dann zogen sie mit 15 bis 20 Mann Sonntag für Sonntag zum Exerzierplatz nach Zschippern. Das erste Spiel gegen Lindenthal ging 0:3 verloren, im Rückspiel gewannen die Jungs 5:0.   

1905/1910

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